Nimm deine Matte und komm!

Kirchenkreis feiert ersten Yoga-Gottesdienst

Halle-Künsebeck. „Kreise nun in kleinen Bewegungen die Schultern nach hinten, werde dabei größer und kräftiger in der Bewegung“ hallt es durch den Gottesdienstraum des Gemeindehauses Künsebeck. Wo an gewöhnlichen Sonntagen die Menschen in ordentlichen Reihen ruhig sitzen und der Liturgie folgen, liegen nun Yogamatten im Kreis. Gemeinsam wird geatmet und gedehnt, gestreckt und auch gesungen. Die Besucher haben sich eingelassen auf eine besondere Reise, ein wenig fort von der gewohnten Gottesdienstliturgie, hin zu innerer Einkehr. Den Übergang gestalten die Organisatorinnen des Yoga-Gottesdienstes fließend, Elemente des „normalen“ Gottesdienstes finden sich wieder: Gebet, Gesang, Impulse.

Ausgedacht und konzipiert wurde der erste Yoga-Gottesdienst im Kirchenkreis Halle von einem Team aus Ehren- und Hauptamtlichen, von Interessierten und Inspirierten aus Werther, Harsewinkel, Halle, Borgholzhausen und Künsebeck.  Die Pfarrerinnen Silke Beier und Beatrix Eulenstein haben thematisch passende theologische Impulse vorbereitet.

„Der Atem, dieser Pulsschlag des Lebens, kann als intuitive Erfahrung geglaubt werden, dass es Gott gibt. Denn Gott gab Atem, damit Menschen leben“, gibt Beatrix Eulenstein nach einer Atemübung als Denkanstoß den teilnehmenden mit auf den Weg. Und Silke Beier berichtet von einem leisen Pfingsten, einem gehauchten Atmen, als der auferstandene Jesus sich seinen Jüngern zeigt: „Und dann geschieht das Pfingstwunder ganz ruhig und leise. Er bläst sie an mit seinem Atem. Näher kann er ihnen kaum kommen, als dass sie seinen Atem spüren und aufnehmen können. Der Geist Gottes. Lebensatem. Sie werden neu geschaffen. Wie damals als Gott den Menschen mit seinem Atem zum Leben erweckte“.

Dazwischen werden Atem- und Yogaübungen, die gemeinsam von Meike Bohnemeier, Jana Eisenstein-Schlote und Bettina Schneider-Drees konzipiert wurden, durchgeführt. Alle Besucher sind eingeladen, dabei mitzumachen, so wie sie können – im Stehen, auf der Matte, auf dem Stuhl. Fast 90 ist die älteste Teilnehmerin, die auch keine Angst hat vor Ausfallschritten und Körperdehnungen.

Die Verbindung von Gottesdienst und Yoga fühlt sich natürlich an. „Christliches Yoga kann ein Weg zu mehr Gelassenheit und Freude sein. Es eröffnet ein neues Feld einer leibsensiblen Theologie; Glauben mit Leib und Seele“, erklärt Jana Eisenstein-Schlote vom Organisationsteam. Fahrradfahren lässt sich schließlich auch nur erlernen, wenn man es tut. Im Glauben mit Leib und Seele wachsen, kann man nur, wenn der Körper daran beteiligt wird.

„Der eigene Körper als weiterer Erfahrungsraum soll dazu beitragen, die biblische Botschaft besser zu verstehen und im wörtlichen Sinne zu begreifen um sich dann von ihr ergreifen und bewegen zu lassen“, erklärt die Ehrenamtliche aus dem Pfarrbezirk Künsebeck.

Christliches Yoga begreifen die Organisatorinnen als Chance im Glauben zu wachsen, um dann im Leben befreiter und leichtfüßiger voranzukommen. Den Teilnehmenden hat diese neue Herangehensweise gefallen – und eine Wiederholung in anderen Gemeinden des Kirchenkreises ist schon in Planung.